Behind the Scenes – 17 Fragen an Seokratie
Wer steckt hinter Seokratie? Der liebe Kai Spriesterbach hat mir im Rahmen eines Blogstöckchens einige Fragen zugeschickt. Dabei beantworten Blogger die Fragen, die ihnen zugeschickt werden und reichen diese Fragen wie einen Staffelstab (oder ein Stöckchen) weiter. Heute geht es also ausnahmsweise nicht (nur) um Fachliches, aber dafür um Insights rund um Seokratie und mich.
- Wie hast Du angefangen mit SEO?
- Wie viele Mitarbeiter habt ihr jetzt?
- Machst Du auch Affiliate Marketing?
- Wie stehst Du zu SEO aktuell?
- Wie hast Du für Deine Agentur Neukunden akquiriert? Was ist aktuell der beste Weg für Dich Neukunden zu generieren?
- Was würdest Du jungen Beginnern mitgeben die neu mit ihrem Online Business starten?
- War Dein Start im Online-Marketing holprig oder leicht?
- Was würdest Du heute anders machen?
- Auf welche unternehmerischen Dinge fokussierst Du Dich aktuell?
- Welche Bücher und Ressourcen kannst Du empfehlen?
- Würdest Du SEO Anfängern raten zuerst in einer Agentur zu lernen / arbeiten bevor sie was eigenes machen?
- Gibt es etwas dass Du den Lesern mit auf den Weg geben willst?
- Gibt es eine Geheimtechnik im SEO die Du teilen magst?
- Was würdest Du machen, wenn Du mit 0€ neustarten müsstest?
- Was ist Dein Ziel für die kommenden Jahre?
- Wie ist Deine Work Life Balance?
- Welches Company Setup würdest Du Anfängern empfehlen?
- Blogstöckchen: FANG!
1. Wie hast Du angefangen mit SEO?
Eigentlich studierte ich damals Geschichte und Archäologie, wollte aber immer schon auch etwas mit Internet und Marketing machen. Ich habe Weihnachten 2007 für meine Schwester bei Spreadshirt ein bedrucktes T-Shirt bestellt. Nach zwei Wochen bekam ich eine Mail von Spreadshirt, dass ich ohne HTML-Kenntnisse einen eigenen T-Shirt-Shop eröffnen und damit Geld verdienen könnte.
Also dachte ich: „Warum nicht einmal probieren?“ und baute meinen ersten Shop mit T-Shirts, die lateinische Sprichwörter enthielten. Nachdem mein Shop keine Besucher bekam, riet mir jemand im Spreadshirt-Forum, dass ich es doch einmal mit Suchmaschinenoptimierung versuchen sollte. Am gleichen Tag noch meldete ich mich damals in einem SEO-Forum an und war sofort verliebt in diese Branche!
Anfangs erstellte ich Affiliate-Websites. Mein Stundenlohn lag in den ersten sechs Monaten bei zwei Cent. Das hatte ich rückwirkend ausgerechnet. Ich war schockiert, dass es derart wenig war, aber die Arbeit machte mir so viel Spaß, dass ich weiter machte. „Wenn andere im Internet Geld verdienen können, dann kann ich das auch“ dachte ich mir. Nebenbei startete ich auf Seokratie.de einen Blog, in dem ich über meine Erfahrungen berichtete.
Nach einer Weile fing ich tatsächlich an, Geld zu verdienen. Später kamen dann über den Blog die ersten Anfragen von Menschen, die mich als SEO beauftragen wollten. Da ich sehr gut im SEO war, aber furchtbar in Sachen Webdesign und keine schönen Websites bauen konnte, erst recht keine Online Shops, dachte ich, dass das eine gute Idee wäre. Den Umsatz meines ersten Kunden hievte ich nach drei Monaten von 3.000 Euro monatlich auf 30.000 Euro monatlich – für 250 Euro Beratungskosten. Dazu muss ich sagen, dass der Hebel, den ich umgelegt habe, damals einzigartig war und eine Verzehnfachung des Umsatzes in so kurzer Zeit normalerweise nicht stattfindet und die absolute Ausnahme war und ist.
Das war der Punkt wo ich mir zuerst dachte „Das könnte eine super Win-Win-Situation werden“ und zweitens „Ich muss mehr für meine Leistungen verlangen“. Und so wurde Seokratie eine Agentur. Mein Geschichtsstudium habe ich übrigens noch abgeschlossen.
2. Wie viele Mitarbeiter habt ihr jetzt?
Wir sind derzeit 23 Mitarbeiter. Davon drei Trainees und der Rest sind Vollzeitangestellte.
3. Machst Du auch Affiliate Marketing?
Ja, wir haben noch ein paar kleine Projekte, teilweise aus den Anfangszeiten. Die sind mittlerweile aber eher Spielwiese. Für Kunden bieten wir es nicht an, da empfehle ich gerne die Xpose360.
4. Wie stehst Du zu SEO aktuell?
SEO ist auch nach ca. 12 1/2 Jahren immer noch meine Leidenschaft und wird gefühlt sogar immer spannender. Die neuesten Entwicklungen mit den Google Core Updates sind eine große Chance für all diejenigen, die Wert auf Qualität setzen und das Feld Online-Marketing vollumfänglich verstehen. Das spielt guten Agenturen und guten Unternehmen mit hochqualitativen Maßnahmen sehr in die Karten. Wer seine Marke mit guten Inhalten langfristig aufbaut, der hat heute bessere Chancen denn je. Kurzfristige Spam-Methoden wirken immer weniger. Bevor man heute zehn mittelmäßige Inhalte erstellt, versucht man es lieber mit einem einzigen extrem guten Inhalt – das ist genau das, was die Strategie im Jahr 2020 ausmachen sollte.
5. Wie hast Du für Deine Agentur Neukunden akquiriert? Was ist aktuell der beste Weg für Dich Neukunden zu generieren?
Immer schon über unseren Blog, der vor ein paar Tagen (am 18. Januar) zwölf Jahre alt geworden ist. Außerdem mittlerweile auch sehr viel über Empfehlungen unserer Kunden – das ist meiner Meinung nach auch der beste Weg.
6. Was würdest Du jungen Beginnern mitgeben die neu mit ihrem Online Business starten?
Das kommt natürlich darauf an, um was für ein Business es sich handelt!
Das Wichtigste in Kürze:
- Denke langfristig. Dann hast Du auch langfristig Erfolg.
- Du kannst gar nicht genug wissen. Lese Bücher, gehe auf Konferenzen und lerne nie aus!
- Du kannst auch gar nicht genug Leute kennen – Auch hierfür sind Konferenzen ideal! Wichtig sind vor allem die Gespräche „rundherum“, die genauso viele Informationen bieten wie die meisten Vorträge. Stichwort: Networking.
- Auch wenn Du nicht daran glaubst, früher oder später kommt das Finanzamt und will einen Teil Deines Gewinns haben. Das ist eine Sache, die viele Existenzgründer anfangs nicht so auf dem Schirm haben.
- Investoren zu haben ist nicht immer eine gute Sache. Nichts ist umsonst und am besten ist es immer, wenn man es ohne fremde Kapitalhilfe schafft. In manchen Märkten ist das freilich nicht mehr möglich.
7. War Dein Start im Online-Marketing holprig oder leicht?
Oben habe ich schon einiges dazu geschrieben. Holprig würde ich es nicht nennen. Ich habe wie jeder Gründer viele Entscheidungen getroffen, die ich heute nicht mehr so treffen würde. Aber nur durch diese Entscheidungen habe ich etwas hinzugelernt und treffe heute viel mehr richtige Entscheidungen als früher. Was sich geändert hat? Ich glaube, dass ich heute die Dinge aus mehr unterschiedlichen Blickwinkeln betrachte und mir alle möglichen Konsequenzen einer Entscheidung genauer und konsequenter ausmale.
Viele Entscheidungen sind erstens für die Lösung eines Problems optimal, rufen aber ein anderes Problem hervor. Man verschiebt den Konfliktherd damit nur. Andererseits gibt es auch viele Lösungen, die kurzfristig ideal sind, langfristig aber nicht besser als der Ursprungszustand. Ich denke, dass jemand mit mehr Erfahrung den Problemen mehr auf den Grund gehen kann und langfristigere Lösungen findet.
Trotzdem muss ich sagen, war mein Start leicht in dem Sinne, dass der Erfolg schnell kam. Ich habe anfangs aber auch 14 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche gearbeitet.
8. Was würdest Du heute anders machen?
Sicher hätte ich die ein oder andere Sache anders machen können. Allerdings denke ich, dass man aus Fehlern lernt, die man im Laufe seines Lebens macht. Insofern bin ich froh um diese Erfahrungen, denn sie haben mich zu dem gemacht, der ich bin. Also nein, ich würde nichts anders machen.
9. Auf welche unternehmerischen Dinge fokussierst Du Dich aktuell?
Auf drei:
- Die Zusammenarbeit unseres Teams untereinander in jeder Hinsicht zu verbessern.
- Unsere Kunden weiterzuentwickeln und erfolgreicher zu machen.
- Bessere Services für unsere Kunden anzubieten.
10. Welche Bücher und Ressourcen kannst Du empfehlen?
Ich bin ein absoluter Fan von Audible. Hier habe ich schon sehr viele richtig gute Bücher gehört. Am meisten geprägt hat mich Dale Carnegie. Obwohl er bereits 1955 gestorben ist, sind seine Themen heute aktueller denn je. Bei ihm geht es viel um den zwischenmenschlichen (und das ist in Unternehmen immer sehr wichtig) Kontakt. Außerdem Podcasts natürlich, allen voran Termfrequenz, den Seonauten und auch die von OMT.de. Unglaublich wichtig ist es darüber hinaus, dass man persönlich mit vielen SEOs spricht. Das geht nur über Meetups und Konferenzen. Und natürlich Blogs wie Seokratie.de, den man auch im Newsletter abonnieren kann und sollte!
Natürlich kann ich auch noch das Buch „Suchmaschinen-Optimierung für Dummies“ empfehlen. Es ist mein absolutes Lieblingsbuch, ich habe es nämlich selbst geschrieben. Aber im Ernst: Ich habe es deswegen geschrieben, um Interessenten in der Suchmaschinenoptimierung ein wenig leichter und unterhaltsamer den Einstieg in das Thema zu präsentieren, als es sonst in der Fachliteratur gegeben ist. Natürlich ist aber auch das fachliche Niveau gegeben.
11. Würdest Du SEO Anfängern raten zuerst in einer Agentur zu lernen / arbeiten bevor sie was eigenes machen?
Das kommt auf den Typ Mensch an. Viele gehen auch direkt in die Selbstständigkeit und haben damit Erfolg. Ich würde nicht sagen, dass das Arbeiten in einer Agentur dafür eine Voraussetzung ist. Der größte Lernprozess findet sowieso im Bereich „Unternehmensgründung“ statt und das lernt man nicht so stark in einer Agentur. Grundsätzlich ist aber die Arbeit in einer Agentur schon zu empfehlen, wenn man etwas lernen will. Man hat einen Blick auf viele Branchen und kann sich mit vielen Kollegen fachlich austauschen – das findet Inhouse bei vielen Unternehmen nicht in dem Maße statt.
12. Gibt es etwas dass Du den Lesern mit auf den Weg geben willst?
Versucht immer offen gegenüber Neuem zu bleiben. Denkt kritisch über Entwicklungen und Methoden nach und übernehmt nicht alles, bloß weil es gerade Trend ist. Seid Euch selbst immer treu.
13. Gibt es eine Geheimtechnik im SEO die Du teilen magst?
Ich halte nichts von Black-Hat-Techniken, weil ich eher der Typ bin, der langfristigen Erfolg anstrebt. Was derzeit aber extrem gut funktioniert ist das Thema „FAQ-Schema“.
14. Was würdest Du machen, wenn Du mit 0 € neustarten müsstest?
Egal in welcher Branche, ich würde versuchen, mir mit gutem Content einen Namen zu machen. Vermutlich sehr stark über YouTube, das damals noch nicht so groß war wie heute. Aber auch über geschriebenen Content und eine gute Website. Das funktioniert heute noch viel besser als 2007.
15. Was ist Dein Ziel für die kommenden Jahre?
Leider ist das (natürlich selten öffentlich) erklärte Ziel vieler Agenturen der Verkauf an Investoren und größere Agenturen. Ich will diese Arbeit hier noch viele Jahre machen und Seokratie nicht an Investoren verkaufen. Diese Entwicklung sehe ich sehr kritisch. Mein persönliches Ziel für die kommenden Jahre ist: Ich möchte Seokratie weiterentwickeln. Ich will die zufriedensten und erfolgreichsten Kunden und Mitarbeiter haben. Das ist alles, das ist aber auch herausfordernd genug. Wachstum kommt, wenn es kommt – aber das liegt nicht im Fokus. Bisher sind wir damit gut gefahren und vor allem gesund gewachsen – und trotzdem mehr als die meisten anderen.
16. Wie ist Deine Work Life Balance?
Wir arbeiten in der Regel 37,5 Stunden pro Woche und versuchen das auch wirklich einzuhalten. Obwohl der Dezember beispielsweise traditionell unser arbeitsreichster Monat ist, haben wir im Schnitt pro Mitarbeiter nur 3 Überstunden gemacht – im gesamten Monat. Ich als Gründer und Geschäftsführer arbeite ein wenig mehr, aber auch das hält sich in Grenzen. Wenn ich nicht einmal meine eigene Zeit gut managen kann, wie soll ich das denn dann mit der Zeit meiner Teammitglieder tun? Diese Entwicklung kommt immer mehr auch in anderen Unternehmen. Rund ein Viertel unserer Mitarbeiter arbeitet 30 bzw. 32 Stunden pro Woche. High Potenzials wollen heute weiterhin Erfolg. Aber sie sind nicht mehr bereit, ihr Privatleben dafür zu opfern. Außerdem geht es ja nicht darum, wie viel man arbeitet, sondern wie viel man in der Zeit leistet, die man arbeitet. Auch unsere Kunden profitieren davon, denn sie bekommen ausgeruhte und konzentrierte Seokraten. Hier liegt die Zukunft, diese Entwicklung ist klar erkennbar.
17. Welches Company Setup würdest Du Anfängern empfehlen?
Als ich gegründet habe, gab es noch keine UGs. Ich hatte allerdings schon eine UG (die Bierkr UG) und habe da keine so guten Erfahrungen als Gründer gemacht. Der Verwaltungsaufwand und die Kosten sind enorm. Grundsätzlich würde ich wieder mit einer Einzelunternehmung starten. Es kommt aber ganz stark darauf an, wie hoch die Risikobereitschaft ist.
Blogstöckchen: FANG!
Vielen Dank noch einmal an Kai für die interessanten Fragen. Bei diesem Interview handelt es sich um ein „Blogstöckchen“, das man nach Beantwortung der Frage wie einen Staffelstab weitergibt. Ich gebe mein Stöckchen einmal weiter an Marco Janck , Johannes Beus und Mario Jung. 🙂
Andere Interviews dieses Blogstöckchens gibt es hier:
- https://www.tagseoblog.de/17-fragen-an-mich-blogstoeckchen-alles-wird-anders
- https://www.search-one.de/interview-17-fragen/https://www.tagseoblog.de/17-fragen-an-mich-blogstoeckchen-alles-wird-anders