Shoppable Content: Lassen sich Produkte direkt über das Magazin verkaufen?
Mit Content Marketing kannst Du keine Produkte verkaufen, sondern feilst an Deinem Image oder Deiner Brand Awareness? Shoppable Content sieht das anders! Das Buzzword will Content Marketing und eCommerce vereinen. Doch was steckt wirklich dahinter, wenn Content und Transaktionswunsch aufeinandertreffen?
Was ist Shoppable Content eigentlich?
Ist Shoppable Content nur ein weiteres leeres Buzzword oder steckt wirklich mehr dahinter? Dafür habe ich mir erst einmal angeschaut, woher der Begriff eigentlich kommt und worum es sich bei Shoppable Content genau handelt.
Wer hat´s erfunden?
Verantwortlich sind die bekannten Social-Media-Plattformen. Als Pinterest und Instagram, gefolgt von Facebook, YouTube und Snapchat begannen ihren Content „shoppable“ zu machen, war auch das neue Buzzword geboren.
Shoppable Content bedeutet, dass Content Marketing und eCommerce nicht länger getrennt betrachtet werden. Sie verschmelzen zu einer Einheit und bieten eine neue Möglichkeit: mit informationsorientierten Suchanfragen elegant zu verkaufen.
Betroffen ist davon jegliche Art von Inhalt (Videos, Social-Media-Posts, Bilder, Ads oder Texte). Ich möchte Dir aber vor allem die Möglichkeiten von Shoppable Content auf Deiner Webseite vorstellen.
Wie sieht Shoppable Content aus?
Grundlegend handelt es sich hierbei um Inhalte mit Produkten, die der Leser direkt kaufen kann. Entweder durch eine Verlinkung auf die Produktseite oder die Möglichkeit, das Produkt direkt in den Warenkorb zu legen.
Die Ziele von Shoppable Content sind nicht ausschließlich, wie beim klassischen Content Marketing, Brand Awareness, Image Building, Kundenbindung oder eine bessere Sichtbarkeit, sondern der direkte Verkauf von Produkten.
Die Frage, ob das Dein ultimatives Ziel ist oder vielleicht doch Deine Brand Awareness, solltest Du Dir bei der Erstellung Deiner Content-Marketing-Strategie stellen (Shoppable Content kann auch nur einen Teil Deiner Strategie ausmachen). Wenn Du noch nicht genau weißt, wie Du eine Content-Marketing-Strategie aufbaust, empfehle ich Dir unseren Artikel „Die 7 Grundpfeiler Deiner Content-Marketing-Strategie“.
Aber ist das Verlinken von Produkten nun wirklich etwas Neues? Shoppable Content bezieht sich nicht auf die reine Textverlinkung, sondern auf ansprechend gestalteten Content mit Mehrwert. Bilder und Videos, die emotionalisieren, den Produktnutzen darstellen oder eine Grafik, die das Produkt erklärt. Auch verlinkte Produktbilder, die zum Beispiel die Materialliste einer Bastelanleitung ergänzen, sind Shoppable Content. Klingt noch alles etwas abstrakt?
Praxis-Beispiele: So sieht Shoppable Content in der Realität aus
Damit Du einen Eindruck davon bekommst, wie Du Shoppable Content umsetzen kannst, habe ich ein paar Beispiele für Dich. Manche Umsetzungen sind mit viel Aufwand verbunden, aber auch mit wenig Aufwand kannst Du Shoppable Content erstellen.
Ein Beitrag über besondere Materialien von Ortovox
Die Sportbekleidungsmarke Ortovox ist bekannt für die Nutzung von innovativen Materialien, vor allem von Wolle. In informationsorientierten Inhalten stellt Ortovox Innovationen und Produktneuheiten vor. Am Ende des Beitrags findet der Leser schließlich alle Produkte, die aus dem neuartigen Material bestehen.
Anleitung mit Produktintegration von Springlane
Die Marke Springlane verkauft Produkte für die Küche, von der Eismaschine bis zur Zitruspresse. In ihrem Magazin veröffentlicht die Marke regelmäßig Rezeptideen und integriert dort ihre Produkte. Wie zum Beispiel die manuelle Nudelmaschine mit Call-To-Action zum Produkt in einer Anleitung zum Nudeln selbst machen.
Call-To-Action zu Produkten von Juniqe
Juniqe inspiriert seine Leser regelmäßig mit Beiträgen über Einsatzmöglichkeiten der Produkte oder stellt verschiedene Künstler, die im Shop vertreten sind, vor. Am Ende eines Absatzes oder Beitrags kommt der Leser über einen Call-To-Action zur jeweiligen Themenwelt, dem Künstler oder einzelnen Produkten.
Bilder mit Warenkorbfunktion bei Kauf Dich Glücklich
Der Mode-Shop „Kauf Dich Glücklich“ inspiriert die Leser in seinem Magazin regelmäßig mit verschiedenen Looks und stellt neue Kollektionen vor. Die Produkte, die in den Bildern getragen werden, kann sich der User durch einen Hover-Effekt anzeigen lassen und direkt in den Warenkorb legen.
Dabei besteht die Möglichkeit der Farbauswahl, danach erscheint ein Pop-up mit der Frage, ob man weiterlesen oder den Bestellvorgang fortsetzen möchte. Alle weiteren Angaben wie zur Größe können im Warenkorb direkt vorgenommen werden.
Newsletter mit Produktverlinkung von TwoThirds
Der nachhaltige Modeshop TwoThirds informiert nicht nur über neue Produkte, sondern liefert den Abonnenten auch Stylingideen in Form von Bildern. Mit Klick auf das Bild gelangt man direkt zur Produktseite.
Interaktive Grafik bei Ortovox
Ortovox stellt jährlich mit einer interaktiven Grafik die neuen Produkt-Highlights der Saison vor. Die Grafik von Ortovox ist sehr übersichtlich gestaltet. Denkbar sind interaktive Grafiken aber natürlich für jede Art von Bildern, in denen Produkte zu sehen sind. Zum Beispiel ein Bild eines Schlafzimmers, auf dem alle kaufbaren Einrichtungsgegenstände verlinkt sind.
Genutztes Equipment bei Nikon
Im Magazin von Nikon geben kooperierende Fotografen regelmäßig Fotografie-Tipps. Am Ende jeden Beitrags erfährt der Leser, welches Equipment der Fotograf nutzt. Anstatt einfach nur im Text auf das Produkt zu verlinken, sieht der Leser Produktbilder in einem Infokasten.
Für wen ist Shoppable Content sinnvoll?
Shoppable Content bietet sich vor allem für B2C-Branchen mit visuellen Inhalten an. Zum Beispiel Fashion, Home & Living, Food oder Beauty.
Mit genug Kreativität lässt sich aber auch jedes andere Produkt visualisieren und kann somit zu Shoppable Content werden. Dienstleistungen können zum Beispiel in einer Grafik visualisiert werden, in der die einzelnen Leistungen klick- und buchbar sind.
Gleiches gilt für die B2B-Branche, denn auch hier bietet Shoppable Content großes Potential. Entscheidungen im B2B-Bereich werden, wie auch bei B2C-Käufen, emotional getroffen. Wird das Produkt sinnvoll innerhalb des Contents aufbereitet, inspiriert der Content und schafft Vertrauen. In der B2B-Branche bietet sich vor allem eine Produktplatzierung in Help-Content an. Also zum Beispiel Artikel, die ein Produkt näher erklären, Pflegehinweise oder Tutorials.
Ist Shoppable Content wirklich besser?
Du fragst Dich, warum Du nicht einfach Dein Geld in Werbeanzeigen investieren und Deinen Shop am Ende des Textes verlinken kannst, sondern aufwändige Inhalte um Dein Produkt kreieren sollst? Shoppable Content bietet tatsächlich einige Vorteile:
- #1: Shoppable Content wirkt den Ad-Blockern im Kopf entgegen
Ein Großteil aller Konsumenten blendet Werbung aus. Laut einer Studie von Outbrain können sich 75 Prozent nicht mal mehr an die Marke der Werbeanzeige erinnern. Aggressive Werbung, wie zum Beispiel Pop-Ups, Auto-Player oder Videos mit Ton verärgern die Webseitenbesucher und 93 Prozent behalten die Marke sogar negativ in Erinnerung. Shoppable Content hingegen stört den Leser nicht und bietet Mehrwert. - #2: Kaufimpulse werden direkt umgesetzt
Entsteht durch einen Magazinbeitrag ohne Verlinkung von Produkten ein Kaufwunsch, muss der User zunächst den Weg über die Suche in den Shop und zum Produkt finden. Dieser Weg ist für die Leser oft umständlich und die Kaufwahrscheinlichkeit sinkt. Shoppable Content hingegen verkürzt diesen Weg und lässt die Conversions wieder besser aussehen. - #3: Conversions können genauer gemessen werden
Ein Kauf findet mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit direkt über den Artikel statt, wenn Shoppable Content enthalten ist, und nicht verspätet oder an anderer Stelle. Dadurch können Conversions besser gemessen werden. - #4: Shoppable Content wirkt sich positiv auf die Customer Experience aus
Als Unternehmen kannst Du Deinen Besuchern zeigen, dass Du nicht nur verkaufen möchtest, sondern den Alltag, die Bedürfnisse und den Lifestyle Deines Besuchers verstehst und auf ihn eingehst. Der Nutzer empfindet Deine Inhalte nicht als lästig, sondern als Beratung mit Mehrwert und gutem Service. - #5 Der Lesefluss wird nicht unterbrochen
Besteht die Möglichkeit, das Produkt direkt in den Warenkorb zu legen, kann der Besucher ungehindert weiterlesen und wird nicht auf die Produktseite abgelenkt. Dadurch ist nicht nur seine Verweildauer länger, Du hast außerdem die Chance noch weitere Produkte vorzustellen. Wichtig ist, dass Du am Ende Deines Inhaltes nochmals auf den Warenkorb aufmerksam machst.
Produkte direkt in den Warenkorb legen: wichtig oder Nice-to-have?
Der Weg vom Kaufwunsch zum Kaufabschluss ist deutlich kürzer, wenn der Besucher das gewünschte Produkt direkt in den Warenkorb legen kann. Das muss aber erstmal möglich sein und lohnt sich das wirklich?
Technische Voraussetzungen & Lösungen
Die Shop-Software und Dein CMS müssen zu einer Einheit verschmelzen, damit der Übergang vom Blog zum Warenkorb reibungslos funktioniert.
Eine komplette Verknüpfung des Shopsystems mit WordPress ist kompliziert und Du wirst dafür Hilfe von Deinem Entwickler brauchen. Ein Plugin, das eine komplette Verknüpfung von WordPress und Magento verspricht, ist zum Beispiel das Magento 2 WordPress Integration Plugin. Die Funktion, dass Du Produktbilder im Content direkt mit dem Warenkorb verknüpfen kannst, muss aber trotzdem zusätzlich programmiert werden.
Nutzt Du ausschließlich Shopware, sieht die Welt schon weniger kompliziert aus. Content und eCommerce sind hier bereits eine Einheit und mit dem Plugin „Schnellkauf über Banner & Slider Mapping in Einkaufswelten“ können Deine Besucher Produkte direkt in den Warenkorb legen.
Wichtig: Prüfe den Kaufvorgang immer auf Rechtssicherheit! Du kannst Deine Besucher zwar Produkte direkt in den Warenkorb legen lassen, aber ein direkter Kauf der Produkte ist natürlich trotzdem verboten. Der Besucher muss weiterhin vor dem Kauf alle rechtlichen und nötigen Hinweise erhalten und seinen Warenkorb bestätigen, bevor es für ihn weiter zur Kasse geht. Vor allem bei Plugins, die nicht ausschließlich für den deutschen Markt sind, solltest Du die Rechtssicherheit genau überprüfen.
Wann ist die Sache mit dem Warenkorb sinnvoll?
Die technische Umsetzung ist mit sehr viel Aufwand und hohen Kosten verbunden und wird sich am Ende des Tages, vor allem für kleine Onlineshop-Händler, eher nicht lohnen. Hast Du aber einen großen Onlineshop und suchst einen Weg noch mehr Käufe zu generieren, kann die Funktion tatsächlich ein interessanter Hebel für mehr Conversions sein. Trotzdem kommt es vor allem auf das Produkt an. Die Option „In den Warenkorb legen“ bietet sich nicht an, wenn
- Dein Produkt erklärungsbedürftig ist (außer Du erklärst es im Content),
- Dein Produkt hochpreisig ist oder
- Du mehr als eine Auswahlmöglichkeit anbietest (Farbe, Größe, Muster etc.).
Vor allem erklärungsbedürftige und hochpreisige Produkte werden selten impulsiv gekauft. Der Nutzer möchte sich in der Regel genau über das Produkt informieren. In dem Fall ist es sinnvoll, wenn Du erstmal auf die Produktseite verlinkst.
Bietest Du zu viele Auswahlmöglichkeiten, wird ein Pop-Up auf dem Produktbild schnell unübersichtlich und die User Experience leidet mehr, als dass sie profitiert.
So kreierst Du Shoppable Content
Dein Ziel sollte nicht sein, Dein Produkt zu verkaufen, sondern dass sich Deine Leser aufgrund des guten Contents in das Produkt verlieben! Wie Du das schaffst, erfährst Du jetzt.
Voraussetzung
Die Grundvoraussetzung ist, wie bereits erwähnt, dass Dein Shopsystem und Dein CMS komplett miteinander verknüpft sind, vor allem, wenn Du Produkte direkt in den Warenkorb legen möchtest.
Wenn Du erstmal nur einzelne Produkte mit Produktbild und Beschreibung in Dein WordPress einbinden möchtest, helfen Dir zum Beispiel folgende Plugins:
- Magento Products for WordPress
- Shopware WordPress plugin
Eine alternative Lösung für interaktive Grafiken ist der kostenpflichtige Onlineanbieter thinglink.com. Dort kannst Du eigene Bilder hochladen und Deine Produkte innerhalb der Grafik verlinken.
Die richtige Content-Plattform für Dich
Shoppable Content solltest Du dort anbieten, wo Du am meisten Traffic hast und Du Deine Produkte sinnvoll platzieren kannst. Plattformen, die sich dafür eignen, sind zum Beispiel:
- Newsletter
- Magazinbeiträge
- Pillar Pages
- Storytelling-Beiträge
Voraussetzung ist natürlich, dass Du auf der jeweiligen Plattform Deine Produkte und das passende Content-Format technisch einwandfrei einbinden kannst und Du dem User ein ungestörtes Erlebnis schaffst. Denn nichts ist nerviger, als ein nicht funktionierender Link oder wenn der Shoppable Content erst gar nicht lädt.
5 Tipps für die Gestaltung von Shoppable Content
Damit Dein Shoppable Content die Chance auf Erfolg hat, solltest Du ein paar Kleinigkeiten beachten.
- Tipp 1: Je weniger Schritte desto besser
Je weniger Schritte zwischen dem Wunsch und der Kaufmöglichkeit liegen, desto höher ist Deine Conversion Rate. Verlinke also direkt auf das Produkt oder biete die Möglichkeit, es in den Warenkorb zu legen. - Tipp 2: Shoppable Content muss Mehrwert bieten
Damit Shoppable Content zu keiner plumpen Werbung wird, muss Dein Inhalt den Leser inspirieren, weiterhelfen oder beraten. - Tipp 3: Zeige Deine Produkte in einem visuellen Umfeld
Bilder emotionalisieren. Wenn sich Dein Leser direkt vorstellen kann, wie die Lampe im Wohnzimmer wirkt oder wie die Strickjacke zum schwarzen T-Shirt aussieht, weckst Du verstärkt den Kaufwunsch Deiner Besucher. - Tipp 4: Vermeide Unterbrechungen in der Content-Erfahrung
Deine Produkte müssen Teil Deines Contents sein und dürfen den Leseflusses nicht unterbrechen. Das bedeutet: keine Produkte am Rand, Verlinkungen zu Produktseiten sollten am Ende des Textes vorkommen und wenn Produktseiten verlinkt werden, müssen sie sich in einem separaten Fenster öffnen. Vor allem aus diesem Grund bietet sich die direkte Warenkorb-Option an. - Tipp 5: Dein Inhalt muss thematisch zum Produkt passen
Damit Shoppable Content überhaupt funktioniert, muss sich das Produkt in den Inhalt integrieren lassen. Du kannst zum Beispiel eine Produktneuheit vorstellen, eine Packliste, den Look der Woche, eine DIY-Anleitung oder Infografiken mit Deinen Produkten posten.
Was Du bei Shoppable Content beachten musst
Wie Du bereits mitbekommen hast, hat Shoppable Content auch seine Haken. Damit Du genau weißt, was auf Dich zukommt, hab ich Dir die Nachteile nochmal zusammengefasst:
- Hoher Pflegeaufwand: Verlinkte Produkte müssen aktualisiert oder Content gelöscht werden, wenn das Produkt nicht mehr verfügbar ist.
- Zeit für Kreativität: Bei Shoppable Content ist immer Kreativität gefragt und die braucht viel Zeit in der Entstehung und Umsetzung.
- Technische Hürden: Damit Shoppable Content möglich ist, müssen die technischen Voraussetzungen gegeben sein oder geschaffen werden.
- Hohe Kosten: Die Umsetzung von Shoppable Content, aber auch das Schaffen der technischen Voraussetzungen kostet Geld und lohnt sich deshalb oft nur für größere Shops.
Fazit – wie viel Potential steckt hinter Shoppable Content?
Ob hier das Rad neu erfunden wurde oder ob das bereits geborene Kind nur endlich einen Namen bekommen hat, sei dahingestellt. Das Verlinken von Produkten ist auf jeden Fall keine neue Erfindung. Der Ansatz, das Ganze zu visualisieren und den Weg zum Kaufabschluss zu verkürzen, ist aber definitiv keine schlechte Idee.
Wie die Praxisbeispiele gezeigt haben, muss es auch nicht immer eine interaktive Grafik oder der direkte Link in den Warenkorb sein – auch einfache Call-To-Actions oder Produktverlinkungen ermöglichen bereits Shoppable Content. Wie viel Aufwand und Kosten Du investieren willst, solltest Du Dir aber natürlich genau überlegen. Falls Du Hilfe bei der Konzeption und Deiner Entscheidungsfindung benötigst, kannst Du uns gerne kontaktieren.
Bildnachweise: Titelbild: damedeeso/iStock, Bild 1: Liliya Kulianionak/iStock, Bild 2: titiya/iStock, Bild 3: cynoclub/iStock, Bild 4: MirasWonderland/iStock